Begegnung mit Hans Hass
Bericht von Heinz HOLY
Am Mittwoch, dem 30. März 2005 hatte der Direktor des naturhistorischen Museums in Wien (NHMW), Bernd Lötsch, zur Namenstaufe des "Hans Hass Saales der Haie" geladen.
Irgendwann zwischen viertel- und halbsechs fuhr ich mit JOE in Baden auf die Südautobahn auf um der Tauchlegende HANS HASS zum ersten Mal zu begegnen. Da an diesem Tag auch ein Fussballländerspiel in Wien stattfand musste ich alle erdenklichen Schleichwege aus dem Zylinder ziehen um rechtzeitig im Naturhistorischen Museum in Wien (NHMW) anzukommen. Wir betraten das Museum und nach ersten Orientierungsschwierigkeiten fanden wir den neu eröffneten Saal 25. Den "Hans Hass Saal der Haie", benannt nach dem Pionier unserer Lieblingsfreizeittätigkeit (dem Untertauchen).
Als erstes prominentes Gesicht entdeckte ich den Direktor des NHMW (Dr. Bernd LÖTSCH) und erst mit Hilfe des Tauchclub-Präsidenten (JOE) erkannte ich in einem gebückten alten Mann den Helden meiner Kindheit: Hans HASS war alt geworden, auch wenn die braun gegerbte Haut seines Gesichts stets einen Hauch von ewiger Jugend versprach. Fotografen belagerten den gut gelaunten, alten Mann und die ersten Versuche Fotos von uns mit dem 'godfather of diving' zu schießen wurden im Keim erstickt. Zu stark war der Andrang und Trubel um den Erfinder des Gerätetauchens. Der Präsident erklärte mir einige Details der Ausstellung und klärte mich darüber auf, dass H.H. mit O2-Kreislaufgeräten getaucht war; im Gegensatz zu Jacques Cousteau, dem Presslufttaucher aus Frankreich. Zehn vor sieben begab sich die Meute in den Kinosaal im Halbstock, wo die Luft vor Ehrfurcht vor dem alten Mann den Atem anzuhalten schien.
Dr. LÖTSCH sprach einführende Worte, durchsetzt von Anekdoten. Dann bat er endlich Hans Hass ans Rednerpult. H.H. erzählte von den Anfängen des Tauchens und schwärmte von seiner ersten und einzigen Begegnung mit einem weißen HAI im roten Meer. Das Feuer seiner Begeisterung sprang auf das Publikum über. Wer die vielleicht letzte Chance den Meister lebendig auf der Bühne zu erleben verpasst hat ist entweder 'selbst schuld' oder hat einfach Pech gehabt. Den Rest der Veranstaltung ließ H.H. mit routinierter und natürlicher Freundlichkeit über sich ergehen und bot von sich aus noch an seine Bücher zu signieren. Lotte HASS schien es zu genießen, dass ich sie vor ihrem Mann um ein Autogramm in mein Logbuch bat. In diesem Moment wurde mir bewusst, dass ihre Leistungen in der Vergangenheit allgemein zu wenig gewürdigt wurden; diese starke Frau stand Jahrzehnte im Schatten ihres starken Mannes.
Endlich war es so weit. Ich bat H.H. um ein Autogramm in meinem Logbuch und musste ihm dabei die von mir gewünschte Stelle mit meinem Zeigefinger zeigen. Er erklärte mir, dass er kaum noch etwas erkennen könnte und entschuldigte sich für seine kraftlose Unterschrift. Ich bedankte mich natürlich trotzdem für das Autogramm und schoss die letzten Fotos vom Ehepaar HASS mit unserem Präsidenten (JOE). Im Augenwinkel beobachtete ich gleichzeitig einen jungen Mann der uns skeptische Blicke zuwarf, weil wir einen gebrechlichen, alten Mann nicht nach Hause gehen lassen wollten.
Müsste ich jetzt und hier (vor der Tastatur sitzend) den Tag bewerten, würde ich wohl die Überschrift zu diesem Erlebnisbericht in das oft strapazierte Schularbeitsthema ('Der schönste Tag in meinen Leben') umbenennen müssen. Gleichzeitig wird mir bewusst, dass dies meine erste und vielleicht einzige Begegnung mit H.H. gewesen sein könnte. Und wenn ich einst meinen Enkelkindern davon berichten werde, dann wünsche ich mir, dass auch in ihnen das Feuer der Begeisterung neu entflammt.
Hoffentlich stimmt das alte Sprichwort: "Todgesagte leben länger!' und wir dürfen irgendwann Lotte und Hans HASS in alter Frische wiedersehen.